180 (1953 - 1959)
Der 180 kann nach den Werksferien 1953 als Nachfolger des 170er heraus. Er war der erste Wagen aus dem Hause Mercedes-Benz mit einer „selbsttragenden“ Karosse. Von Mercedes allerdings als „Rahmen-Boden-Anlage“ bezeichnet. Nicht ohne Grund hatte man diesen Namen gewählt. Der 180 hat sozusagen den leicht rückgebauten Rahmen des 170er kombiniert mit einer selbsttragenden Karosse – ein Garant für extreme Steifigkeit der Karosse. Man traute wohl der neuen Bauweise noch nicht so richtig. Den Beweis der Unkaputtbarkeit lieferte ein Testfahrer, der 50 Meter tief in eine Schlucht fiel. Ganz unverletzt blieb der Testfahrer zwar nicht, aber alle vier Türen des Wagens ließen sich noch öffnen und schließen!
Der Ur-Ponton aus dem ersten Produktionsjahr lässt sich an einer durchgehenden Stoßstangenmittelteil vorne ohne Vertiefungsknick vor dem Kühler erkennen. Diese Stoßstangenform gab es nur im ersten Produktionsjahr. Auch hatte der Ur-Ponton noch viele 170er-Gene. Der Motor wurde bis auf den Wechsel von Novotexrädern auf Steuerkette für den Nockenwellenantrieb weitgehend unverändert übernommen.
Der 52-PS-Motor ist sehr laufruhig, allerdings durch eine eher langhubige Auslegung nichts für Dauervollgas. Bis 1957 sollten sich 180er-Fahrer als einzige in dieser Baureihe noch mit 6 Volt-Elektrik begnügen müssen. Die Diesel hatten schon 12 Volt (auch im 170er!), da die Vorglühanlage samt Starter doch einiges an Energie wegzog. Ein weiteres Erkennungsmerkmal der frühen Ausführungen ist das fehlende Dreiecksfenster vorne. Der ab 1954 gebaute 220a-„Superponton“ hatte es serienmäßig und ab da konnte es als Sonderausstattung auch für den 180er geordert werden, was relativ selten geschah. Auch sind die ganz kleinen Rückleuchten mit gelbem Blinkerglas charakteristisch für dieses Modell. Diese Rückleuchten hatten bereits einen nach heutigen Maßstäben „Designer-Gag“ in sich. Die weißen Rückfahrscheinwerfer, von denen übrigens bei allen Pontons serienmäßig nur der linke angeschlossen ist, strahlen bei Nacht als rote Rückleuchten. Möglich wird dies durch eine zweite Ebene im Reflektor, vor der eine rote Glasscheibe steht. Von hinten betrachtet, haben die frühen Pontons keinen Kofferraumgriff, sondern sogenannte Fingerhaken an der Nummernschildbeleuchtung. Diese sitzen rechts und links vom Nummernschild.
Technisch zu erwähnen ist auch noch die „alte“ Zweigelenk-Pendelachse aus dem 170er, ersetzt nach den Werksferien 9/1955 durch die Eingelenk-Achse wie im 220a. Der Ur-180er hat die massiven Türöffner-Griffe à la 170er, dito eine Aluleisten-Einfassung der Trittbrettgummis und die Radkappen mit dem kleineren Stern wie beim 170. Viele dieser aus dem vollen geschnitzten Details fielen später dem Rotstift zum Opfer. Nicht ohne Grund kostete der 180er bei Produktionsbeginn mehr als am Schluss.
Zusammenfassung: Der 180 ist gut für Landstraßen-Ausflüge und gemütliche Touren. Man kann in ihm noch die „Schnauferl-Ära“ des 170er „erfahren“. Es wurden 52186 Stück gebaut.
180D (10/1953: 11 Stück, Serienproduktion ab 3/1954 - 7/1959)
Eigentlich ist der 180 D erst ab 1954 gebaut worden, nur eine kleine Sonderserie von 11 Wagen wurde im Oktober 1953 ausgeliefert. Die Nr. 3 von diesen 11 haben wir restauriert. Die spezifischen Teile der Innenausstattung, z.B. die Glüh-Anlassschalter-Abdeckung war bei Nr.3 statt aus Bakelit noch aus Alu gegossen. Vermutlich hatte man die Form für das Bakelit (früher Kunststoff) noch nicht fertig. Im März 1954 lief dann die Produktion des 180D in Ergänzung zum Benziner-180 voll an. Die Karosserie entsprach in allen Details der des 180. Der Motor war auch hier aus dem 170 D entlehnt, aber durch den Spritzversteller erstarkte er ab 9/1955 von 40 auf 43 PS. Extrem wirtschaftliches Fahren war möglich. Eine damals durchgeführte Testfahrt Hamburg-Wien-Hamburg ergab Verbräuche von unter 5 Litern auf 100 km bei einem Durchschnittstempo von immerhin über 80 km/h.
Im heutigen Alltagsverkehr nimmt der 180D zwischen 6-9 Litern. Dafür muß man mit einer Geräuschkulisse leben, die nach heutigen Gesichtspunkten, zumindest beim Kaltstart dafür gut ist, sämtliche Nachbarn aus dem Schlaf zu reißen. Von 1957 erhält der 180D einige Aufwertung, nachzulesen beim 180a, ohne das der 180D zum 180Da wird.
Zusammenfassung: Der 180D ist gut für die Entdeckung der Langsam- und Sparsamkeit. Wer etwas für den täglichen Weg zur Arbeit sucht (langmütige Nachbarn vorausgesetzt), ist mit diesem Wagen gut bedient. Der Wagen hat fast „Automatik“-Charakter, denn der Motor zieht bereits ab 30 km/h im vierten Gang. Schalten muß man da kaum. Nicht umsonst war er Taxifahrers Liebling in aller Welt! Selbst in Hongkong liefen 600 Fahrzeuge als Taxe. Es wurden insgesamt 116485 Fahrzeuge gebaut.